UN-FOE-PRAE 21. Weltkrippenkongress Euregio Maas-Rhein - Aachen 15.-19. Januar 2020

15.01.2020

«Die Krippe verbindet»

Aachen, Aken für die Niederländer, für die Belgier Aix-la-Chapelle die westlichste Großstadt Deutschlands liegt in Nordrhein-Westfalen am Rande der Eifel und des Hohen Venns im Grenzgebiet zu den Niederlanden und Belgien, kurz in der Euregio.


Aachen hat eine lange Geschichte. Bereits Kelten und Römer schätzten die heißen Quellen. Zu historischer Bedeutung kam Aachen aber erst mit Karl dem Großen. Charlemagne/Carlomagno machte Aachen im frühen Mittelalter zu seiner Lieblingspfalz, zur ersten Hauptstadt seines europäischen Kaiserreiches. In der Marienkirche, dem Aachener Dom steht heute noch Karls Thron. Er selbst ruht vorne im Chor in seinem goldenen Schrein. Ein Bild von ihm kann man sich in der Domschatzkammer machen: dort steht seine Büste und weitere aussergewöhnliche Stücke. Karl in Lebensgrösse begrüsst die Menschen oben auf dem Markt. All das und mehr hat die kleine Schweizer Reisegruppe am ersten Tag in Aachen kennengelernt.


Zum ersten Mal in der Geschichte von UnFoePrae fanden sich Teams aus drei Nationen zusammen zur Organisation eines Kongresses. Sie boten den Teilnehmenden aus aller Welt ein interessantes und buntgemischtes Programm. Es war ein Kongress der kurzen Wege und vielfältigen Begegnungen, Aachen der ideale Ort. Hier konnte man das Motto des Kongresses tagtäglich leben, und zwar von früh bis sehr spät.


City-Kirche St. Nikolaus

Dieses ökumenische Gotteshaus war zentraler Punkt in Aachen. Hier am Infopoint liefen die Fäden zusammen, hier traf man sich, tauschte sich aus und konnte auch Krippenartikel einkaufen. Ausgestellt waren hier die Krippen der Rurdorfer Krippenfreunde – u.a. schöne Beispiele, was in den jährlichen Krippenkursen geleistet wird. Die ganzen Tage wachte die Rurdorfer Dorfkrippe über das Geschehen. Sie hatte hier einen prächtigen Platz.Hier traf man sich auch zum ökumenischen Eröffnungsgottesdienst, dem ein Krippenspiel integriert war. 3 Kerzen zündete man am Bethlehem-Licht an, die in den drei organisierenden Ländern weiterleuchten werden. Unvergesslich aber ist der Handglockenchor. Zu einem vereinzelten Summen beim englischen Weihnachtslied «Away in a manger» gesellten sich mit jeder Strophe mehr Stimmen – für mich ein sehr intensiver Moment der Gemeinschaft: «die Krippe verbindet».


Aachener Rathaus – der Krönungssaal: Eröffnung und Gala-Abend

Zweimal war dieser historische Ort Treffpunkt. Am ersten Abend die offizielle Eröffnung des Kongresses mit den üblichen Reden und Grussbotschaften. Höhepunkt hier war jedoch der «Sandmann», der mit Sand und geschickten Händen auf eine Glasplatte die Weihnachtsgeschichte «malte», wieder wegwischte oder daraus neue Bilder schuf; das Ganze untermalt von starker Musik. Alle waren tief beeindruckt und hell begeistert.
Am letzten Abend traf man sich wieder hier zum festlichen Gala-Abend. Eine nette Geste der Veranstalter war, dass Miriam Polla, die die lange Reise kurzfristig und ohne vorherige Reservationen unternommen hatte, herzlich begrüsst wurde. Es wurden die Geschenke an die Organisatoren überreicht, Preise der Lotterie verlost; dazwischen verwöhnte man uns mit typisch regionalen Gerichten. Höhepunkt des Abends waren aber die Ehrungen und Auszeichnungen. Die Schweizer Gruppe war besonders stolz, dass auch unser Josef Brülisauer die Ehrung entgegennehmen durfte. Eine spezielle Auszeichnung bekam Papst Franziskus für seine grosse Anerkennung der Krippe in seinem Brief vom 1. Advent aus Greccio. Übergeben werden sollen die Urkunde und die Medaille an der nächsten Sitzung des internationalen Rates in Rom im Februar 2021.


Bustouren

Mit «meinem» Bus 3 durfte ich - tatkräftig unterstützt von lieben lokalen Krippenfreunden bei der Vorbereitung und auf den Touren (Doris und Franz-Josef nochmals ein ganz herzliches Dankeschön) und getreu dem Kongressmotto - Schweizer, Belgier, Tschechinnen, Slowenen und Deutsche in 3 Länder begleiten. Die Frage: «Wie kommt eine Schweizerin dazu am Kongress einen Bus durch die Euregio zu begleiten?» war angebracht. Mir hat es viel Freude gemacht.


Tag 1 – Niederlande

In Simpelveld im Museum «de Schat van Simpelveld» im ehemaligen Klostergebäude der Schwestern vom Armen Kinde Jesu waren von ihnen hergestellte hervorragende liturgische Gewänder zu sehen und Figuren sowie eine Weihnachtskrippe aus Wachs. Niederländische Freunde der Weihnachtskrippe zeigten was sie herstellen oder bauen. Eine ähnliche Ausstellung auch in der Bibliothek im Kloster in Witten. Hier war es ein grandioses Erlebnis diese Bibliothek zu sehen. Im Museum „Sjoen Limburg“ (ehemaliges Kloster der Ursulinerinnen) in Maastricht gingen die ausgestellten typischen niederländischen Weihnachtskrippen etwas unter in der Fülle der ständigen Ausstellung.


Tag 2 – Belgien

Schon auf der Fahrt durch die Eifel zur Krippana/Hergersberg gab es allerhand Interessantes zu erzählen, so u.a. über die Höckerlinie ( Panzersperre am Westwall), die Himmelsleiter (1 Kilometer Strassenabschnitt, der schnurgerade direkt in den Himmel zu führen scheint), die Hecken in Konzen und Höfen. In der Krippana bin ich auch ein wenig daheim. Fünfmal war ich im Sommer eine Woche hier und habe bei den belgischen Krippenfreunden gelernt, Krippen zu bauen. 5 Krippen sind es geworden. Die vielfältige Ausstellung zu besuchen ist immer wieder eine grosse Freude. Übrigens waren die Eltern Balter, die die Krippana aufgebaut haben und immer noch das Hotel führen, auch im Bus 3 wie auch mein 1. Krippenlehrer Karl-Heinz Exner.


Obwohl unser Chauffeur unbedingt auf das Navi verzichten wollte erreichten wir mit Hilfe der «Einheimischen» im Bus die Abtei «Unsere Liebe Frau von Val-Dieu» in Aubel (gegründet im Jahr 1216 von Zisterziensermönchen) mit nur einer kleinen Verspätung. An der «Futterkrippe» hervorragend verpflegt und gestärkt besuchten wir die Ausstellung der belgischen Krippenfreunde. Auch eine Krippe von mir war ausgestellt. Außerdem waren die Dioramen von Karl-Heinz Halmes der Freien Evangelischen Kirche St. Vith zum Thema: „Wozu kam Jesus auf diese Welt“ zu bewundern (Siehe auch Gloria 2/2015) und Figuren von Michel Vincent. Diesen besuchten wir zum Abschluss des Tages im Lütticher Stadtteil Amercoeur in seiner Kirche “Saint-Remacle-au-Pont”. Er zeigte historische Krippen aus Belgien und der Euregio. Wie alle seine Ausstellungen geschmackvoll und hochstehend. Fast nicht satt sehen konnte man sich an seiner Kirchenkrippe, den Santons in provenzalischer Umgebung. Ein wahrer Künstler ist uns begegnet.


Tag 3 – Deutschland

Kirchenkrippen zuerst: St. Michael in Aachen-Burtscheid, die Tempelanlage mit römischen Säulen inszeniert und Figuren aus der Werkstatt von Andreas Demetz. St. Donatus in Aachen Brand begeisterte mit Figuren von Klucker, dargestellt war die «Werkstatt in Nazareth und das Leben in der Stadt». St. Peter und Pankratius in Konzen zeigte die „heilige Familie und die Familien der Hirten bei der täglichen Arbeit» mit Figuren von Lita Mertens und dem Eifelhaus und hörte einen ad-hoc Krippenkongresschor mit «zu Bethlehem geboren».
Weiter ging es nach Monschau. Wir hatten das Glück, einen echten Monschauer im Bus zu haben, der uns gerne durch seine Heimatstadt führte und uns viel Interessantes zu erzählen hatte. In der Au-Kirche war die Krippe der Schwestern vom armen Kinde Jesu zu bewundern. Der Höhepunkt nicht nur des Tages erwartete uns nebenan im Kloster, wo wir von Reinhold Schmitz und seinem Team mit herzlichen Worten und Gloriawasser begrüsst wurden. Die Ausstellung zeigte im ersten Teil Krippen von hohem Niveau gebaut auch in Kursen der Hauskrippenbauer Monschauer Land aus Höfen. Dann drei grosse Dioramen von Karl-Heinz Halmes und Reinhold Schmitz, die sie unterstützt von Ferdi Sassmann in den letzten Jahren gebaut haben, mit denen sie die Monschauer Altstadt abbilden. Die Originalschauplätze haben wir auf dem Spaziergang durch Monschau besichtigen können.
Höfen – der singende Hirte in seiner Krippe in der Kirche St. Michael. Was für ein schöner Abschluss der Krippentouren! Es sind rund 300 präparierte Tiere, die Reiner Jakobs im November mit Kollegen in der Krippe zwischen Felslandschaft, Hängebrücke und Weiher platziert. Ein Wasserrad mit Sägemühle ist da und natürlich auch die Heilige Familie – Wachsfiguren der Schwestern vom armen Kinde Jesus – und Ochs und Esel sind da. Und natürlich der «singende Hirte» Reiner Jakobs. In diesem Winter konnte er 99.750 € dem Förderkreis «Hilfe für krebskranke Kinder» in Aachen übergeben, die er in der Krippe «ersungen» hat.


Ausstellungen – Konzerte

Neben den schon im Text erwähnten Ausstellungen zeigten die Schwestern vom armen Kinde Jesu Wachskrippenfiguren, Missio die Ausstellung «Frieden auf Erden – Krippen der Einen Welt» und die Sonderausstellung «Die Seele im Stein».
«Kathedralklänge 2020, Musica sacra im Hohen Dom zu Aachen» unter diesem Titel spielte Domorganist Michael Hoppe Werke von Bach in Kontrast mit Werke verschiedener Komponisten vor allem aus dem 20. Jh.


Generalversammlung

Festlich war die Generalversammlung! Eröffnet wurde sie mit einer launigen Rede in diversen Sprachen vom Ehrengast, Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg. Er kam nicht mit leeren Händen. Er brachte für alle ein kleines gefälliges Heft mit «Vom Staunen und Bewundern» Papst Franziskus und Bischof Rudolf über den Wert, die Bedeutung und die Geschichte der Krippe illustriert mit Krippenbildern. Anlass war das apostolische Schreiben «Admirabile signum» über die Bedeutung und den Wert der Weihnachtskrippe. Papst Franziskus wird darum auch von UnFoePrae am Gala-Abend geehrt.
Die statutarischen Geschäfte waren schnell erledigt. Es folgte die Vorstellung von Sevilla als nächstem Kongressort. In Erinnerung an Franziskus’ erstes Weihnachtsfest vor 800 Jahren in Greccio findet der nächste Kongress bereits 2023 statt. Zum Schluss übergaben die Organisatoren von 2020 den Organisatoren 2023 die Fahne von UnFoePrae – ein bewegender Moment.
Bis tief in die Nacht sassen Krippenfreunde noch im Gespräch zusammen und freuten sich an den Begegnungen.


Abschlussgottesdienst am Sonntag

Festlich beendet wurde der Kongress im Hohen Dom zu Aachen mit einem Pontifikalamt unter der Leitung des Aachener Bischofs Dr. Helmut Dieser und Konzelebranten aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Für Bischof Dieser ist die Krippe «universal», sie werde jedes Jahr neu gestaltet. «Jesus selbst ist der universale Auftritt Gottes auf Erden.» Gitarrenmusik und gemeinsames Singen von Weihnachtsliedern stimmte uns zuvor ein zum stimmungsvollen Gottesdienst.


Zusatztour am Montag

Wir, mein Partner Hans-Peter und ich, haben uns sehr gefreut, dass die ganze Schweizer Gruppe sich für «unsere» Zusatztour entschieden hat. Wir haben den Tag gerne geplant und einige Überraschungen eingebaut. Der Vormittag war den Kirchenkrippen gewidmet: St. Mariä-Heimsuchung in Alsdorf-Schaufenberg mit dem echt gemauerten Stall; Heiligste Dreifaltigkeit in Gangelt Stahe rund um den Altar gebaut; Sankt Maternus in Breberen mit Krippenfiguren der Schwestern vom armen Kinde Jesu und den zu grünen Bäumen; St. Mariä Rosenkranz in Straeten mit der schönen Landschaft. Zum Schluss das «Chörchen» im alten Chorraum der Pfarrkirche in Heinsberg-Kempen auch mit Figuren von den Schwestern vom armen Kinde Jesu. Dann ging es nach Rurdorf ins Schützenhaus, das wir festlich geschmückt und schöne Tische gedeckt hatten. Zur Begrüssung ein Glas Sekt und ein schönes Mittagessen hatten sich alle verdient. Leider raste die Zeit und schon war es Zeit für den Krippenweg. Ein Empfang mit Kaffee und Kuchen bei der Bürgermeisterin folgte. Ein schöner Abschluss des Tages war der Besuch der Kirchenkrippe, das Konzert des Kirchenchors mit kleinen Lesungen dazwischen und schlussendlich der Reisesegen durch unsern Pastor. Jetzt war endgültig die Zeit des Abschieds und das Ende des Kongresses gekommen.
Es waren wunderbare Tage, Dank allen, die dazu beigetragen haben.


Zugabe

Es war mir ein Vergnügen, die Schweizer Gruppe auf ihrem Heimweg noch nach Köln zu begleiten und mit ihnen zwischen zwei Kirchenkrippen - Maria Himmelfahrt und Minoritenkirche - bei Reichard Kaffee und Kuchen zu geniessen. Mit einem Besuch im Dom verabschiedeten sich die Schweizer vom Rheinland.

Eugenia Bolli

Index zu den Bildern Weltkrippenkongress 2020 (Nummerierung jeweils von links nach rechts, von oben nach unten)

(Wenn bekannt sind die Hersteller der Figuren angegeben)

 

7 / 7 / 15 / 8 / 8 / 8 / 8 / 9 / 10 / 10 / 11 /

12 / 13 / 13 / 13 / 1 / 14 / 1 / 16 / 16 / 1 / 2 /

3 / 3 / 3 / 4 / 4 / 4 / 4 / 5 / 6 / 7 / 7

 

  1. Gangelt-Stahe Heiligste Dreifaltigkeit: lokaler Schnitzer und Oberammergau
  2. Breberen St. Maternus: Schwestern vom armen Kinde Jesu
  3. Straeten St. Maria Rosenkranz
  4. Aachen-Burtscheid St. Michael: Andreas Demetz
  5. Monschau Aukirche: Schwestern vom armen Kinde Jesu
  6. Aachen Krippe der Schwestern vom armen Kinde Jesu (Jakobstrasse)
  7. Aachen Citykirche: Ausstellung der Rurdorfer Krippenfreunde
  8. Simpelfeld: Figuren Schwestern vom armen Kinde Jesu
  9. Witten Bibliothek
  10. Lüttich Stadtteil Amercoeur, Kirche “Saint-Remacle-au-Pont” : Michel Vincent
  11. Ars Krippana
  12. Aachen-Brand St. Donatus : Klucker Oberammergau
  13. Konzen St. Peter und Pankratius: Lita Mertens
  14. Heinsberg-Kempen, Chörchen: Schwestern vom armen Kinde Jesu
  15. «Der Sandmann»: Eröffnungsabend im Krönungssaal
  16. Höfen St. Michael beim «singenden Hirten»

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