«Christus mansionem benedicat»
Die Buchstaben C+M+B weisen auch auf die drei «Weisen aus dem Morgenland» Caspar, Melchior und Balthasar, die dem Stern von Bethlehem zum neugeborenen Jesuskind folgten. Auch wir sind dem Stern gefolgt, sind den Heiligen Drei Königen auf unserer Reise immer wieder begegnet.
Zum Auftakt das Elsässische Haguenau
Unser Weg ins Rheinland führt uns zuerst durch das Elsass nach Haguenau, eine Stadt, die ca. 25 Kilometer nördlich von Strassburg liegt und vom Heiligen Forst, dem grössten geschlossenen Waldgebiet in der elsässischen Ebene, umgeben ist. Vom einstigen Glanz der von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zu einer Pfalz ausgebauten Stadt ist wenig geblieben. Der frühere Lieblingssitz der Staufer hat eine bewegte Geschichte, wurde zwischen Frankreich und Deutschland hin und her geschoben und entsprechend immer wieder erobert, geschleift und Ende des zweiten Weltkrieges weitgehend zerstört. Die Krippe in der Pfarrkirche Saint Nicolas zeigt das Elsass, das wir mögen. Der Krippenberg mit einem nordelsässischen Bauerngehöft mit Riegelbauten ist aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die bekleideten Holzfiguren entstanden im 19. Jahrhundert. Die Heilige Familie mit Ochs und Esel ist in der Scheune, im Hof Gänse, Pferde, Schafe, Schweine und Elsässer Volk in traditionellen Kostümen. Durch die offenen Fenster sieht man in Zimmer und Küche. Das Haus lebt, der Tisch in der Küche ist gedeckt, Elsässer Spezialitäten warten. Dem Jesuskind bringen die Bauernfrauen einen Gugelhupf.
Saint-Pierre-et-Paul in Hohatzenheim
Der Marienwallfahrtsort empfing uns stürmisch. Die vielen Votivtafeln in der Kirche beeindrucken. Die Panoramakrippe der Franziskaner, u.a. von P. Hugues Steinmetz, ist imposant; man bewegt sich durch die Krippenlandschaft zur Geburtsszene hin, raffiniert angebrachte Spiegel vertiefen den Eindruck der Unendlichkeit. Im Hintergrund weist Golgatha zum Licht von Ostern hin.
St. Bartholomäus in Kell am See
Weihnachtlich weiss war es hier, als wir am frühen Abend zur Kirche kamen. Nach gründlicher Renovation ist die historische Krippe in einem Raum über der Sakristei aufgebaut. Jakob Reischig, ein rheinischer Krippenbauer, baute die Krippe von 1872 bis zu seinem Tod 1925 Jahr für Jahr auf. 1927 erwarb sie der damalige Pfarrer von Kell. Schon in den 1870er Jahren wurden die ältesten Krippenfiguren vom Koblenzer Bildhauer Kohlbecher geschnitzt, später lieferte der Tiroler Schnitzer Antony Jahr für Jahr weitere Figuren. Mit den ca. 200 holzgeschnitzten Figuren wird die ganze Heilsgeschichte dargestellt von der Vermählung Mariens bis zum Einzug Jesu in Jerusalem sowie die Städte Bethlehem und Jerusalem und eine Wüstenlandschaft mit der Hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten. Kalt und eisig war es nur ganz früh am Sonntagmorgen. Noch im Nebel überquerten wir die Mosel, Klüsserath empfing uns schon mit ersten Sonnenstrahlen. Im Mittelalter soll der heilige Willibrord von Echternach hier schon Weinberge besessen haben.
«Domus Praesepiorum», Haus der Krippen in Klüsserath
Tritt man ins Museum ein, fällt der Blick zuerst auf ein wunderschönes segnendes Jesuskind. Pia Madert, Präsidentin der Klüsserather Krippenfreunde und Klaus Porten, Vizepräsident des Verbandes Bayerischer Krippenfreunde begrüssten uns ganz herzlich. Sie zeigten uns ein Video und erzählten wie aus dem 1650 erbauten, baufälligen dreigeschossigen Winzerhaus mit sehr, sehr viel Eigenleistung in unzähligen Stunden ein Kleinod entstanden ist, auch dank Förderleistungen des Landes Rheinland-Pfalz. Gestärkt mit einem Schluck Gloriawasser waren wir zum Museumsrundgang bereit. Es gibt Krippen vieler Meister, Krippenbauern wie Schnitzer, historische und zeitgenössische Krippen, auch Krippen aus aller Welt. Die Vereinskrippe fehlt so wenig wie Krippen unserer Gastgeber. Jede Krippe hat ihre eigene Geschichte. Speziell wies Klaus auf die Glasmalerei im Eingangstor und auch auf die sieben Holztafeln hin, die die «Sieben Schmerzen Mariens» dokumentieren. Wir staunten und freuten uns. Die Krippen sind wunderbar ausgestellt. Für alle war das eines der schönsten Museen. Wir gratulieren den Klüsserathern ganz herzlich. Ein Besuch im Shop, ein Gruppenfoto vor dem Museum – ungern verliessen wir die Mosel.
Kirche St. Michael in Höfen Monschau - Der singende Hirte
In Höfen Monschau steht in der Kirche St. Michael die Wurzelkrippe mit dem singenden Hirten und vielen Waldtieren. Sie nimmt mit rund 25 Metern Länge und 15 Metern Höhe die ganze Altarwand ein. Gebaut ist sie mit Wurzeln, Moos und vielen Pflanzen, auch eine grosse Tanne fehlt nicht. Mittelpunkt ist der «singende Hirte» Reiner Jakobs. Mit 5 Helfern baut er im November in drei Wochen die Krippe auf und erfreut danach die Besucher mit seinem Gesang; alle Spenden sind für krebskranke Kinder (letztes Jahr waren es 43 000 Euro). Rund 50 Schafe sind vom Hirten selbst hergestellt. Etwa 300 ausgestopfte Tiere wie Rehe, Füchse, Marder, Hasen und viele andere aus einheimischen Wäldern gibt es in der Krippe; in einem Baum klettern Dutzende Eichhörnchen, ein Schwarm Bienen ist in der Nähe und überall gibt es kleine und grosse Vögel, auch ganz friedliche Greifvögel. Die Krippenfiguren sind über 100 Jahre alt und liebevoll restauriert.
St. Peter und Pankratius in Monschau-Konzen
Auch in St. Peter und Pankratius in Monschau-Konzen hat es eine Landschaftskrippe; hier wird sie in der Taufkapelle aufgebaut. Zwischen Ende November und Lichtmess sind acht verschiedene Krippenbilder zu sehen Wir sahen «die Anbetung der Hirten». Mittelpunkt der Krippe ist ein Eifelhaus. Auch treffen wir neben der Heiligen Familie, den Hirten und Engeln auf viele Tiere, vor allem einheimische Waldtiere.
«over(dem)Bach» - Drei Tage im Bildungshaus in Jülich-Barmen
Die interessante Geschichte von Haus Overbach kann im Internet nachgelesen werden. Gespannt waren einige Gruppenmitglieder auf ihre Zimmer, nachdem Pater Josef sie eindringlich fragte, ob sie sich zutrauten über eine steile Treppe zum Bett zu kommen. „Steile Treppe“ war etwas untertrieben, kompakte Leiter traf es besser! Einmal oben habe ich gut geschlafen. Hans-Peter Kempen, Vorsitzender der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen und der Rurdorfer Krippenfreunde begrüsste uns; er führte uns am nächsten Tag fachkundig im Aachener Raum. - Nach dem Nachtessen liessen wir den Tag in der Lounge mit einem Schlummertrunk ausklingen.
Rurdorf: Aussenkrippe der Rurdorfer Krippenfreunde und Kirche St. Pankratius
Die Rurdorfer Aussenkrippe ist Teil des Krippenweges. Jedes Jahr wird sie ab Sankt Martin in einem kleinen Holzhaus aufgebaut und nach Lichtmess wieder zerlegt. Die schönen Holzfiguren sind von der Firma Tschager aus Bozen, die Kleider haben die Krippenfrauen genäht. Ochse und gleich zwei Esel passen auf das Christkind auf. Zu ihrem 20-Jahr-Jubiläum nächstes Jahr am 6. Januar 2016 wollen die Krippenfreunde die Krippe vergrössern, 3 Könige und ein Page sind bereits bestellt. Die Kirchenkrippe mit Holzfiguren der Firma Lang, Oberammergau ist hinten rechts aufgebaut. Wir sahen noch die Anbetung der Hirten. Im Vordergrund die Heilige Familie, Hirten und einige vorwitzige Schafe.. Von rechts schaut ein kleiner Hirtenjunge ganz andächtig zum Jesuskind, das selig schläft. Der Ochse beobachtet, der Esel langweilt sich, schaut ins Gebüsch. Für ein paar Cents fliegen die Engel durch den wunderbar blauen Himmel und singen Halleluja. Im Hintergrund der Krippenberg; hier sind die Figuren viel kleiner, was dem Ganzen eine wunderbare Tiefe gibt. Auch ein Wasserfall fehlt nicht. - Wir verweilten noch ein wenig. Es gab allerhand zu sehen, so z.B. die Rurdorfer Madonna und eine Pietà.
Heiligste Dreifaltigkeit in Gangelt-Stahe
In diesem Backsteinbau ist die Krippe im Altarraum aufgestellt, der Pfarrer zelebriert die Messe mittendrin. Die heilige Familie hat in einem Fachwerkstall Unterschlupf gefunden. Auch hier sahen wir noch die Anbetung der Hirten. Die Heiligen Drei Könige zusammen mit einem wunderbaren Kamel näherten sich aber bereits durch den steinernen Torbogen auf der rechten Seite. Die Figuren aus Holz sind von einem bereits verstorbenen lokalen Schnitzer, einige auch aus Oberammergau, bekleidet von den Frauen aus dem Ort. Ein schöner Engel beobachtet das Geschehen von weit oben.
Sankt Maternus in Breberen
In Breberen begegneten wir zum ersten Mal Figuren der Schwestern vom armen Kinde Jesu. Sie sind teilweise über 100 Jahre alt und restauriert. Köpfe, Hände und Füsse sind aus Wachs, die Figuren sind bekleidet und kaschiert und nochmals bemalt. Die Landschaft ist karg, es gibt einen See, dahinter erheben sich hohe, imposante Berge. Die Heilige Familie hat Schutz gefunden zwischen Bäumen, unter einem Laubdach. Die Krippe wird immer wieder neu arrangiert, mit neuen Hintergrundbildern oder Landschaften, wechselnden Kulissen oder Ställen.
Das «Chörchen» im alten Chorraum der Pfarrkirche in Heinsberg-Kempen
Diese Krippe ist im «Chörchen», im Chorraum der alten Kirche untergebracht; dies ist sonst eine Kriegergedenkstätte. Die neue Kirche steht nebenan. Auch hier sind die Figuren von den Schwestern vom Armen Kinde Jesu. Sie sind viel grösser als in Breberen und in einem Fachwerk-Stall untergebracht. Ochs und Esel schauen durchs Fenster. Die schöne Landschaft mit Bäumen, vielen ausgestopften Tieren wie Lämmchen, Zicklein, Eichhörnchen, vielen Vögeln und einem Brunnen wirkt sehr echt.
Die Domkrippe in Aachen
2012 entschied das Domkapitel, die in die Jahre gekommene Domkrippe zu ersetzen. Der Ingenieur und Krippenbaumeister Ferdi Sassmann entwarf den Krippenberg im orientalischen Stil und baute ihn zusammen mit den Rurdorfer Krippenfreunden im Südflügel des Domkreuzganges auf. Am Heilig Abend legte der Bischof von Aachen das Jesuskind in die Krippe. Sie ist 9 m lang, 4.3 m hoch und 1.6 m tief. Die 1.20 grossen Figuren vom Münchner Bildhauer und Krippenschnitzer Otto Zehetbauer (1880-1961) sind mit Stoff bekleidet, der geschnitzte Kopf und die Gliedmassen sind mit Draht oder Kugelgelenken verbunden. 1929 wurden sie im Dom erstmals aufgestellt und galten damals als die grössten beweglichen Krippenfiguren nördlich der Alpen.
Aachen: Klosterkapelle der Schwestern vom armen Kinde Jesu (Jakobstrasse 19)
Die Schwestern vom armen Kinde Jesu ist ein katholischer Orden, am 2. Februar 1844 auf Initiative von Clara Fey in Aachen gegründet. Sie widmeten sich der Betreuung benachteiligter Kinder. Schwester Alberta erzählte uns allerhand über die Krippe. Die Schwestern hatten keinen Unterhalt, so fertigten sie Krippenfiguren. Die 110 cm grossen Wachsfiguren wurden vor 130 Jahren gestaltet, die Gesichter auch nach lebenden Vorbildnern, z.B. «Frau Knoll», die im Kloster arbeitete und bei den Kindern sehr beliebt war. Die Gewänder sind farbenfroh, Kopf, Hände und Füsse sind aus Wachs; verstellbare Holzgestelle lassen die Figuren sehr lebendig werden. «Lebendig» schien uns auch das «alte» Jesuskind, das Schwester Alberta in der Sakristei holte. Lächelte es und freute sich über unsere Aufmerksamkeit? Heute kann praktisch niemand mehr solche Wachsfiguren herstellen. Im Laufe Zeit ist die Krippe mit Figuren im gleichen Stil ergänzt worden. Für die Kinder gibt es eine Krippe mit Baby, Esel und Pelztieren.
St. Michael in Aachen-Burtscheid
Es war nach 18.00 Uhr als wir zur Kirche kamen, alles war dunkel. Cornelia entdeckte ein Licht, klopfte und erreichte, dass uns die Tür geöffnet wurde. Gott sei Dank! Das ist eine wunderbare Krippe vor einem tempelartigen Hintergrund. Die 25 Figuren sind von Andrea Demetz, Gröden und ca. 80 cm hoch; die Kleidung (Samt, Seide und Perlen) ist von Burga Greisner.
Hochfest der Heiligen Drei Könige in Köln
C+M+B «Christus mansionem benedicat»
Dreikönige - Besuch bei den Heiligen Drei Königen in Köln! Früh fuhren wir los, wollten gute Plätze im Dom. Die hatten wir dann auf der Autobahn, im Stau. Als wir den Hohen Dom zu Köln erreichten hatte das Pontifikalamt bereits begonnen. Der Mädchenchor unter der Leitung von Oliver Sperling sang den Schluss des Kyries aus der Messe in f-Moll von Hans Kössler (1853-1926). Die Mädchen sahen nicht nur aus wie Engel, sie sangen auch so. «Das letzte Wort über unser Leben und Sterben hat Gottes Güte» sagte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki in seiner Predigt. Er sprach von dem Zeichen, dem die Sterndeuter gefolgt sind, vom Stern, der auf das Heil der Welt verweist und von Gott, der unser aller Leben von Anbeginn in seinen Händen birgt, der bei den Menschen ist. Kardinal Wölki entliess die Sternsinger und lobte ihren Einsatz. Die Gemeinde verabschiedete er: «Gehen Sie in der Freude dieses Gottesdienstes heim!» Mit «O du fröhliche» schloss die eindrucksvolle Feier. Nicht nur die Orgel( Winfried Bönig), es dröhnten auch die Hochdrucktrompeten am Westwerk zum Auszug der hohen Geistlichkeit; uns schien, das halbe Bistum ziehe aus der Kirche aus. - Ein Kölsch samt Mittagessen hatten wir uns nun wirklich verdient! Krippenbuchautor Rudolf Knapstein, Vorsitzender der Kölner Krippenfreunde und seine Stellvertreterin und rechte Hand Carolina Maria Weber, sie ist auch stellvertretende Vorsitzende der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westphalen, begleiteten uns in Köln und Umgebung. Hans-Peter Kempen war weiterhin mit uns.
Friedenskrippe im Kölner Hauptbahnhof
Diese Milieukrippe im Trümmerfeld der Kölner Altstadt schildert eindrucksvoll Weihnachten 1946; die Figuren sind von Carolina Maria Weber. Rudolf Knapstein erzählte uns als Zeitzeuge wie es hier damals war. Das hat uns alle nachdenklich gestimmt.
Ausstellung «Die Heiligen Drei Könige» Mythos, Kunst und Kult im Museum Schnütgen
Im Ausstellungsprospekt steht «Vor 850 Jahren gelangten die Reliquien der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln und machten die Stadt zu einer der grossen Pilgermetropolen des Mittelalters. Bis heute zeugen hiervon der Dom mit dem Dreikönigenschrein, das Stadtwappen sowie zahlreiche Bildwerke in Köln.» Ausgestellt sind einzigartige Kunstwerke aus Museen in ganz Europa und New York. Wohnheim St. Georg und Kirche St. Georg Auf dem Weg zur Kirche treffen wir die Sternsinger mit Carolinas Sohn Karl im Wohnheim St. Georg. In der Kirche St. Georg begegneten wir zum ersten Mal Figuren von Lita Mertens. Es sind Gelenk-Holzfiguren. Maria ist immer sehr zart und mädchenhaft, Josef deutlich älter, das Jesuskind hier eine Replik seines 1980 gestohlenen Vorgängers. Die Krippe (Heilige Familie und Könige) steht vor einem dunklen Vorhang, die Farben der Kleider strahlen im Halbdunkel der Kirche. Ein schönes Erlebnis.
Kirche Maria im Kapitol
Diese Kirche gehört zu den schönsten Beispielen der romanischen Architektur. Vorbild zum Bau der Dreikonchenanlage war die Geburtskirche in Bethlehem. Renaissance Lettner oder die eichene Türe von 1065 sind herausragende Teile der Ausstattung. Der linke Flügel der Holztüre zeigt die Kindheit Jesu, auch der Lettner greift das Weihnachtsgeschehen auf mit Verkündigung, Geburt Christi, Anbetung der Könige und Darstellung im Tempel. Die Gliederfiguren der Krippe sind von Milli Schmitz-Steinkrüger (1960) aus Holz geschnitzt, die Gesichter sind kaum bemalt. Sie sind neu eingekleidet und haben neue Frisuren erhalten. Auf eine besondere Herberge wurde verzichtet, Tannenbäume umgeben die Krippe. Der Weg führte uns noch zum Dreikönigenpförtchen auf der Südostseite von Maria im Kapitol. Durch dieses Tor kamen 1164 die Reliquien der Heiligen Drei Könige in die Stadt. Dem Rhein entlang, über die grosse Treppe, vorbei an Philharmonie und Museen spazierten wir zurück zum Dom. Zum Schrein konnte man immer noch nicht, nach dem Pontifikalamt finde die Prozession statt. Das gab uns Zeit für Kaffee, Kuchen oder Apfelstrudel im Domkaffee Reichard. Wir wollten ja auch endlich hinter Hansjakob’s grosses Geheimnis kommen. Und wirklich, wer von den Toiletten zurückkam, lächelte. Zukünftigen Besuchern wollen wir den Spass nicht verderben und behalten das Geheimnis.
Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom
Wer nochmals zum Dom zurückging erlebte nun endlich die Prozession zum Dreikönigenschrein. Zuerst ein Mann in Ornat mit Standarte, dann die Ministranten, die Geistlichkeit, die Konzelebranten, Bischöfe, der Kardinal, die Studenten und viel, viel Weihrauch. Die Orgel dröhnte, alle sangen – es war phantastisch. Dank Hans-Peter geduldeten wir uns und reihten uns am Ende der Prozession ein, so konnten wir in Ruhe vor dem Schrein verweilen. Ein Erlebnis, das wir lange nicht vergessen werden. Die Heiligen Drei Könige im Herzen, der Vollmond am Himmel – gut begleitet fuhren wir zurück ins Haus Overbach zum Schlummertrunk.
Umgebung von Köln
Mitte Woche verabschiedeten wir uns vom Haus Overbach, Hans-Peter begleitete uns weiterhin, ebenso unsere kompetenten Führer von Gestern: Carolina und Rudolf. Zusammen besuchten wir Krippen im Kölner Umfeld. Alte historische oder Vorkriegskrippen sind in der rheinischen Krippenlandschaft, insbesondere im Stadtgebiet von Köln, kaum zu finden. Die Stadt war sehr stark zerstört, auch zahlreiche Kirchen. Das war auch Chance. Viel wurde wieder aufgebaut, neu errichtet oder repariert. Hier findet man oft schöne moderne Krippen, von Künstlern geschaffen oder von Gemeindemitgliedern.
Hürth-Hermülheim bei Rudolf Knapstein
Vor seinem Haus erklärte Rudolf die eindrücklichen Basaltskulpturen (Vulkangestein) von Willi Witte, Osnabrück: einen übergrossen Engel, Hirten, das Paradies, der Sündenfall, die Geburt.
St. Joseph in Köln-Rodenkirchen
Die Figuren aus Oberammergau sind vollplastisch, 120 bis 150 cm hoch, in Holz geschnitzt und naturbelassen. Die Krippe besteht nur aus der Heiligen Familie und einem Hirten mit Schaf. Damit wird jedes Jahr eine andere Szene dargestellt. Dieses Jahr ist es eine Leiter «Symbol für das Absteigen Gottes aus seiner Herrlichkeit zu uns herunter, um Mensch zu werden hier auf dieser Welt und uns zu erlösen.» Eine Rose, an die Leiter angebunden, erinnert daran, dass ein Ros‘ entsprungen ist aus einer Wurzel zart. Dieses Lied sangen wir dann auch zusammen.
St. Vitalis (1889/90) in Köln- Müngersdorf
Hier stellten uns zwei Krippenbauer ihre Krippe vor. So lebte man vor über 100 Jahren in Müngersdorf. Der Stall, wo die Heilige Familie untergekommen ist, ist die Nachbildung der Hofeinfahrt gegenüber der Kirche. Beginnend am 1. Advent werden 7 Bilder gezeigt: Johannes Rufer in der Wüste, Verheissung der Geburt Jesu, Maria bei Elisabeth, Herbergssuche, Geburt Jesu/Verkündigung an die Hirten, Heilige drei Könige, Flucht nach Ägypten. Arme und Beine der Figuren aus der Kunstwerkstätte Bernhard Wehling, Kevelaer sind beweglich, die Kleider werden lokal genäht. Rudolf rezitierte für uns das Gedicht vom kleinen Jungen der mit dem Christkind Rollerfahren ging. Gesungen haben wir auch: «Zu Müngersdorf (Bethlehem) geboren…».
St. Viktor in Köln-Vogelsang
St. Viktor hat zwei sehenswerte Krippen: Aus den 60er Jahren die dreiteilige Figurenkrippe im expressionistischen Stil aus Eichenholz geschnitzt von Bildhauer Heinrich Jordan. Maria mit dem Kind, Engel und Mensch (=Josef «der Horchende»). Die Gemeinde mochte diese Krippe nicht. So entstand 1988 noch eine Milieukrippe. Deren Stall mit der Heiligen Familie steht vor einer bemalten Panoramawand mit den beiden Vogelsanger Kirchen und dem Dom. Die Figuren aus der Oberammergauer Werkstatt von Bildhauermeister Hans Klucker tragen typische Kleider der damaligen Zeit.
St. Aegidius in Köln-Wahn
In dieser Kirche steht eine ungewohnte Krippe mit einer grossen Aussagekraft, die «Hänneschen-Krippe» von Heinrich und Hans Müller (Prospekt Bühnenmaler Karl Müller). Das Hänneschen-Theater in Köln ist ein Stockpuppentheater, 1802 gegründet. Zu den traditionellen Figuren dieser Krippe gehören auch die beiden Kölner Originale Tünnes und Scheel. Thema in diesem Jahr ist: «Hände, die schenken, erzählen von Gott…» Maria trägt ein Dirndl, Josef die Kleidung eines fahrenden Zimmermanns, sie sind also Fremde. Das Jesuskind haben sie der türkischen Familie anvertraut. Helfende Hände, Zutrauen zum Menschen haben, Gott ist für alle Mensch geworden!
St. Michael in Köln-Portz-Eil
«Glanz strahlt von der Krippe aus» ist der heurige Leitgedanke der grossen orientalischen Landschaftskrippe (ca. 10 m lang und teilweise über 3 m breit) mit 4 Szenen: Aufbruch nach Bethlehem, Geburt Jesus, Huldigung der Weisen, Flucht der Heiligen Familie. Es gibt hier Figuren (60 cm) der Kölner Krippenkünstlerin Lita Mertens (1879-1979) und aus dem Grödner Tal und den Jodokus, geschnitzt vom Krippenbauer Siegfried Backhausen. Die Figuren tragen prachtvolle Gewänder, auch Elephant und Kamel sind reich geschmückt und wie das Pferd aus einem Stück geschnitzt. Gestaltet ist die Krippe mit natürlichen Materialien (ca. 300 kg Sand und 75 kg Kieselsteine, ca. 20 Kisten Moos und unterschiedliche Pflanzen). Es gibt einen See, Oasen und Weiden. Auch hier hatten wir Gelegenheit, die Krippenbauer kennenzulernen und haben vor dieser doch sehr fröhlichen Krippe zusammen das Lied «Oh du fröhliche….» gesungen.
St. Elisabeth in Köln-Pesch
«Das Licht der Welt» ist Thema dieser liebevoll aufgebauten Szenekrippe, von den Gemeindemitgliedern selbst gestaltet. Es sind bekleidete Holzgestelle, Köpfe, Hände und Füße sind aus Ton gebrannt, geformt vom Künstler Fritz Auweiler aus Pesch. Dargestellt sind verschiedene Bilder aus dem alten und neuen Testament. Eine sehr eindrückliche Darstellung der Heiligen Familie, auch von Auweiler, ist in der Kirche etwas erhöht über dem Altar «in den Bäumen».
«Auf Wiedersehen»
Nach drei sehr schönen Tagen in Westfalen und im Rheinland müssen wir uns von unseren Krippenfreunden verabschieden. Sie haben sich gefreut, dass wir sie besucht haben. Für uns waren sie grossartige Gastgeber; sie haben uns begleitet, uns viel gezeigt und erzählt, uns eine neue Krippenwelt aufgetan. - Mit dem Segen der Heiligen Drei Könige, Schutzpatrone der Pilger und Reisenden, sollen wir unsere Reise fortsetzen. «Gloria et Pax und Kölle alaaf!» Unsere Reise ging zurück nach Rheinland-Pfalz, nach Waldbreitbach ins Krippendorf. Als wir ankamen war es bereits dunkel, das Dorf aber strahlte. Auf der Wied leuchtete ein Adventskranz und die schwimmende Krippe. Über dem Dorf funkelte der Stern von Bethlehem mit seinen 3500 Glühbirnen. Wettermässig war es in Waldbreitbach im Tal der Wied eher trostlos und ziemlich nass. Dafür wurden wir von Krippenbaumeister Gustel Hertling, seiner Familie und den Krippenfreunden umso herzlicher empfangen. «Endlich seid ihr zu uns gekommen» meinte Gustl. Er habe gute Erinnerungen an Engelberg, an die Krippenwallfahrt. Wie es zum Krippendorf gekommen ist, wie alles 1989 angefangen und sich entwickelt hat erzählte er uns am Abend.
Im Krippen- und Weihnachtsdorf Waldbreitbach
In Waldbreitbach gibt es Krippen überall: auf der Wied, in der Mühle, beim Schmied, da und dort in Gärten, in Schaufenstern, beim Töpfer gar als Unterwasserkrippe im Aquarium; unterhalb der Kirche die grosse Freilandkrippe, eingepackt in einem 3 bis 4 Meter hohen Wurzelberg mit etwa 1 Meter hohen Figuren. Die grosse Naturwurzelkrippe in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt mit über 1‘000 Wurzeln, 42 Figuren, 85 Tieren und vielen Pflanzen, zu einer prachtvollen Krippenlandschaft zusammengefügt, ist gar im Guinness Buch der Rekorde eingetragen. Gustl’s Freund Fred war uns ein charmanter Begleiter. Ein winken mit seinem Hut brachte gar das Glockenspiel zum Klingen. 2400 Krippen im Museum! Nicht jede einzelne aber ein paar spezielle zeigte uns Gustl am Nachmittag. Wir verweilten bei den Krippen der Künstlerinnen Ilona Klawitter und Angela Tripi, bei Krippen aus der Provence, aus Italien oder Spanien, aber auch bei Schneekrippen, Krippen aus Peru oder Afrika. Höhepunkt des Museums ist sicher die grosse Naturwurzelkrippe. Wir waren tief beeindruckt von der Vielfalt der Ausstellung, von den verschiedenen Krippen aus der ganzen Welt, von Gustl‘s Begeisterung, die Botschaft der Krippe in die Welt zu bringen. «Gloria et Pax, Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen auf Erden!» Später wurden wir im Rathaus vom Bürgermeister empfangen und durften uns ins Goldene Buch von Waldbreitbach eintragen.
St. Suitbert in Rheinbrohl
Am Rhein besuchten wir nochmals eine grosse Wurzelkrippe, gebaut aus Moos, natürlichem Grün und natürlich aus Wurzeln. Ca. 35 von ihnen, ca. 120-150 lebende Pflanzen, ca. 4 m3 Grünschritt und ca. 5 m2 Moosfläche werden liebevoll platziert. Die Anlage umfasst das ganze ca. 56 m2 grosse nördliche Querschiff. Alles konzentriert sich auf das Wesentliche, die Geburt Christi im Stall zu Bethlehem. Bis zu 5,5 m steigt darüber ein angedeutetes Gebirge, eine ruhige Naturlandschaft mit Hirten und ihren Schafen, belebt durch einen kleinen Wasserfall. Den Verkündigungsengel sehen wir auf der höchsten Erhebung, darüber leuchtet der Weihnachtsstern.
Ars KRIPPANA in Losheim
Schlusspunkt und schöner Abschluss der Besichtigungen war der Ausflug an die belgische Grenze zur Ars KRIPPANA. Gleich beim Eingang steht eine Windmühle (1990) mit einer Krippe; Figuren und Gewänder sind von der Firma Lang, Oberammergau. Einige Cents in die Büchse und die mechanische Krippe aus Ligurien (1989) beginnt zu leben! Verschiedene Figuren bewegen sich, der Schmid oder der Scherenschleifer gehen ihrer Arbeit nach, eine Frau kocht Polenta, eine andere malt Kaffee. Es gibt Wasserfälle, in der Mühle wird das Korn gemahlen. Man konnte sich fast nicht sattsehen. Schön sind die Vitrinen mit den Santons, köstlichen Einzelfiguren oder ganzen Szenen. Besonders eindrücklich ist die Krippe der Eisenbahner vom römischen Bahnhof Termini. Rund um das Kolosseum gibt es Marktstände mit bunten Stoffen und Töpferwaren, Spelunken, Landfrauen verkaufen Früchte und Gemüse, drei bärtige Figuren, in orientalischen Gewändern, mit schwer beladenen Dromedaren führen uns zu einem baufälligen Gewölbe; wo wir die Heilige Familie entdecken. Auch Claudio Mattei ist vertreten; er hat die Mitternachtsmesse in Greccio dargestellt und eine Serie von Dioramen mit den Heiligen Drei Königen. Es war eine Entdeckungsreise durch die ganze Welt, durch Zeiten und Kulturen. Krippen aus Gips und Ton, aus Baumstümpfen, ehemalige Kirchenkrippen, Dioramen – was man sich wünscht zu sehen, hier findet man es. Die Schweiz ist mit der Krippe «Geburt Christi» von Huggler Brienz vertreten. Auch ein Werk unseres Mitgliedes Marlene Troller aus Winznau findet sich, die «Schutzmadonna» (Jungfrau mit Kind, zu ihren Füssen eine Reihe von Figuren).
Und ausserdem
Es gäbe ja noch viel, viel mehr zu erzählen. So über die Windräder, hunderte oder gar tausende haben wir gesehen, manchmal auch Sonnenkollektoren - ganze Felder. Oder über Dörfer, die dem Braunkohle-Bergbau weichen müssen und die Schicksale der betroffenen Bürger. Oder die heilige Gertrudis mit den Mäusen auf dem Stab, die bei entsprechender Plage angerufen wird. Wir waren im Kaiserdom in Aachen, haben den Karlsschrein bewundert. Aachener Printen, Rheinischer Sauerbraten, «Himmel un Ääd» oder Grünkohl mit Bratwurst haben wir gegessen. Wir sind durch den grünen Gürtel von Köln gefahren, Konrad Adenauer hat ihn nach dem 1. Weltkrieg angelegt, haben mit der Fähre den Rhein überquert. Dann war auch noch der Ziegenbock Hennes VIII., das Maskottchen vom 1. FC Köln oder die «12 Apostel», ehemals 12 Kamine eines Kraftwerkes u.v.a.
Dank
Hansjakob verfasste auch für diese Reise eine ausführliche Dokumentation. Er war uns wiederum ein ausgezeichneter Reiseleiter, unterstützt vom Reisekassier Hansruedi Heiniger. Meinrad Tresch von Carreisen Zgraggen, Schattdorf hat den Bus sicher gefahren. Allen drei – unseren «Drei Königen» sozusagen - ganz herzlichen Dank für eine sehr schöne Krippenreise. Auch allen namentlich erwähnten Gastgebern und lokalen Reisebegleiter, aber auch allen anderen Krippenfreunden, denen wir begegnet sind danken wir ganz herzlich. Wir haben sehr viel Freundschaft erleben dürfen, sie haben unsere Krippenreise zu etwas ganz besonderem gemacht. Wir werden lange daran zurückdenken.
Eugenia Bolli