Das Kollektivvereinsmitglied Krippenbauverein Montlingen-Eichenwies hat am 1. Oktober 2021 einen Stall und Figuren nach Rom gebracht, den die Krippenbauer in vielen Arbeitsstunden in ihrer Werkstatt gebaut hatten. Doch so einfach gestaltete sich dieses Unterfangen nicht! Hier der Bericht:
Beim Beladen vor der Romreise wurden unsere Nerven arg strapaziert, als wir merkten, dass die Rückwand zu gross für den Kofferraum des Cars war. Mit Nachmessen, Umplatzieren und schrägem Einführen konnte sie dann zum Glück «tout juste» eingeräumt werden.
Nun war es endlich soweit: am 1. Oktober, um 04.00 Uhr startete das Unterfangen in Montlingen mit einer Reisegruppe von 38 Personen. Nach 12 Stunden Busfahrt erreichten wir das St. Annator des Vatikans, wo uns vier junge, starke Gardisten erwarteten. Die Carabinieri hatten grosse Bedenken, ob sie einen Bus aus der Schweiz in den Vatikan einlassen wollten. Erst mit dem Empfehlungsschreiben unseres Bischofs aus St. Gallen und einem guten Zuspruch eines Offiziers der Schweizer Garde erreichten wir, dass wir passieren konnten. Nach einer halben Stunde waren alle Teile der Krippe in die Kapelle gebracht, damit sie dann am nächsten Tag ausgepackt werden konnten. Schnell prüften wir, ob die Masse der Nische wirklich stimmten. Zum Glück passte es perfekt!
Der Aufbau
Nach einer Nacht in der grossen, ehrfürchtigen Stadt machten wir uns zu fünft auf den Weg, um zusammen mit vier Gardisten die Krippe aufzustellen. Diese mussten angelernt werden, denn zur Weihnachtszeit sollten sie die Krippe dann eigenhändig aufbauen können! Schnell waren die Teile ausgepackt und der Stall stand, sogar die Elektrik funktionierte ohne speziellen Adapter – ein Stein fiel uns vom Herzen. Die Gardisten staunten, als sie die Bodenplatte auf die Tischböcke legten, Felsen und Wände einschoben, die Elektrik einrichteten, das Dach aufsetzten. Als das Hintergrundbild montiert wurde, auf dem gestochen scharf die Ostschweizer Bergwelt aufgemalt ist, machten die jungen Gardisten grosse Augen. Natürlich wurde die Bergwelt mit Säntis, Altmann und Schäfler zum Gespräch, bevor dann die filigranen Details wie Körbe mit Äpfeln und Brot sowie Leitern, Besen oder ein Beil mit Holzstücken platziert werden konnten. Der Aufbautrupp war froh, als dann alles passte. Wir von Montlingen waren erleichtert und zufrieden, dass die Krippe in der Kapelle so gut zur Geltung kommt. Nun steht also ein Stück Schweizer Heimat in Rom. Somit haben wir unser Ziel erreicht, dass die Krippe den Gardisten gefällt und sie im Herzen berührt.
Die Einweihung
Um 9.30 Uhr erklang dann das Alphorn eines Reiseteilnehmers für den Einzug zum Gottesdienst. Ein Bayrischer Pfarrer weihte nun die neue Krippe ein, er fühle sich ein wenig auch an seine Heimat erinnert, meinte er. Die Messe wurde zudem durch «Schweizerörgeliklänge» begleitet. Am Schluss dankte der Gardekommandant Christoph Graf uns Krippenbauern für das «heimatliche» Geschenk und überreichte dem Krippenbauverein ein Präsent. Nelly Wüst, die beim Beizen der Dachschindeln geholfen hatte, und zur Feier des Tages eine Rheintaler Sonntagstracht trug, wandte sich mit den Worten an die Gardisten: «Tragt Sorge zur Krippe!»
Die Garde lud uns ein, ihr Quartier zu besuchen, ein Apéro war leider wegen den bestehenden Covidregeln nicht möglich. So ist die neu entdeckte Heilige Familie in den Vatikan eingezogen, in ein Bethlehem mit Ostschweizer Touch vor Alpsteinkulisse.
An Weihnachten erhielten wir Fotos aus der Kapelle. Schwestern hatten mit einem edlen Stoff die Lücke vom Krippen- bis zum Fussboden geschlossen und mit vielen Blumen und anderen Utensilien einen zusätzlichen Rahmen gestaltet. Als Erinnerung werden uns sicher die Worte des Kaplans bleiben, der treffend meinte: «Die Krippe lädt uns ein, unser Herz zu öffnen, wieder zu Kindern zu werden und – ohne nach Sinn und Zweck zu fragen – einfach zu staunen.»
Daniel Kühnis